Der Autolack - Wie kommt eigentlich die glänzende Haut auf ein Auto?

Der Autolack zählt nicht nur zu den sensibelsten und hochwertigsten Bestandteilen eines Fahrzeugs, sondern bildet dazu auch noch die größte Oberfläche. Die Oberfläche des Lacks ist permanent äußeren mechanischen und chemischen Belastungen ausgesetzt. Neben Faktoren wie saurem Regen, Insektenresten oder auch Stadtluft üben auch Besuche in der Waschanlage oder eine unprofessionelle Autopflege viel Negatives auf den Lack aus. Dies beginnt bei lediglich unter dem Mikroskop sichtbaren Kratzern und endet bei den gut erkennbaren Beschädigungen am Lack des Fahrzeugs, die einem Autoliebhaber durchaus den Tag verderben können.

Was auch die größten Autofreunde vielleicht nicht wissen: Sogar der Luftwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten übt eine abrasive (abtragende) Wirkung auf die Oberfläche des Lacks aus. Grundwissen in Sachen Lackaufbau sowie eine regelmäßige und sorgfältige Lackpflege sind daher sehr wichtig.

Wissenswertes über Autolack
Wissenswertes über Autolack

Wie funktioniert die Autoserienlackierung?

Beim Kauf eines Fahrzeugs spielen nicht nur technische Ausstattung und Größe eine Rolle für die Fahrzeugauswahl, sondern auch eine makellose Lackierung. Der Lack soll glänzen und den farblichen Vorlieben des neuen Besitzers entsprechen. Die Lackierung muss aber noch deutlich mehr leisten als lediglich hübsch auszusehen. So übernimmt sie die Aufgabe eines Korrosionsschutzes der Karosserie und bietet dem Fahrzeug zusätzlichen Schutz vor schädlichen Witterungseinflüssen.

Aus diesem Grund ist der Aufbau einer Lackierung ziemlich komplex. So verwendet man bei der Serienlackierung unterschiedliche Technologien, die in ihrer Kombination eine Autolackierung perfektionieren und für einen optimalen Schutz der Karosserie sorgen. Zudem gewährleisten sie eine glänzende Optik und tragen langfristig zum Werterhalt des Fahrzeugs bei.

Eine Lackierung erfolgt in mehreren Schritten

Heutzutage beinhaltet eine Autoserienlackierung in der Regel mehrere Schichten, die mit verschiedenen Verfahren in mehreren Arbeitsgängen aufgetragen werden.

Die Tauchlackierung

Die Karosserie muss gereinigt und entfettet sein. Anschließend kann sie mit einem elektrochemischen Lackiersystem bis in den kleinsten Hohlraum hinein mit einem vollständigen Lackfilm versehen werden. Dies geschieht mithilfe einer kathodischen Tauchlackierung, welche die Basis für einen optimalen Korrosionsschutz bildet. Die Karosserie wird hierbei negativ geladen und durch einen leitfähigen Tauchlack gefahren. In diesem befinden sich positiv geladene Lackteilchen, die sich in der Folge an die Karosserie heften und eine gleichmäßige und vollständige Beschichtung bilden.

Glatte Flächen mit einem Füller

Nun ist der sogenannte Füller dran, der gleich für mehrere Aufgaben verantwortlich ist. Zum einen kompensiert er kleinere Unebenheiten auf der Oberfläche und füllt diese sozusagen auf – daher auch sein Name. Zum anderen ist er dafür verantwortlich, dass der Decklack später besser haften bleibt. Zu erkennen ist der Füller häufig als weiße Schicht unter der Farb-Lackierung. Dies fällt bei Kratzern schnell ins Auge. Sollte diese Schicht nicht verletzt sein, ist der Korrosionsschutz in der Regel noch intakt.

Heutzutage gibt es aber auch Füller, die bereits Farbpigmente besitzen und somit die Farbkraft vom nachfolgenden Basislack unterstützen. Damit eine makellose Oberfläche das Ergebnis ist, schleift man den Füller nach dem Auftragen noch.

Glanz und Farbe

Erst in diesem Schritt erhält die Karosserie ihre Farbe mit dem sogenannten Basislack. Die gesamte Karosserie wird in Automobilwerken von Lackiererrobotern in den gewünschten Farbtönen gespritzt. In diesen wasserbasierten Lacksystemen können Aluminiumplättchen oder Effektpigmente enthalten sein. Diese sorgen dann für spezielle Effekte, wie beispielsweise eine Metallic-Lackierung. Stellen, die von den Lackierrobotern nur schwer zu erreichen sind, arbeiten Lackierer am Ende der Lackierstraße noch händisch nach.

Nun besitzt das Fahrzeug seine Farbe, von Glanz kann aber noch keine Rede sein. Dieser lässt sich erst durch das Aufspritzen eines farblosen Klarlacks erreichen. Das Ergebnis ist eine Karosserie mit glänzendem Aussehen, mit der sich das Design des Fahrzeugs erst wirklich zur Geltung bringen lässt.

Vom Klarlack wird jedoch noch mehr erwartet als glänzende Ergebnisse zu liefern. So soll er die farbgebende Beschichtung vor widrigen Umwelteinflüssen und sonstigen Beschädigungen schützen. Ohne diesen Klarlack würde es allein durch das Sonnenlicht allmähliche Änderungen beim Farbton der Lackierung geben.

Was sind eigentlich die häufigsten Lackprobleme?

Wie bereits gesagt, muss der Lack eines Fahrzeugs eine Menge aushalten. In den folgenden Abschnitten soll es um die typischen Lackprobleme gehen.

Ausgebrannte Oberfläche des Lacks

Vor allem kann man eine ausgebrannte bzw. verwitterte Lackoberfläche bei Unilacken beobachten, die ohne Klarlackschicht auskommen müssen. Deutlich zu erkennen ist hierbei, dass der Lack sehr stumpf aussieht und an eine oxidierte Aluoberfläche erinnert. Betroffen ist in den meisten Fällen jedoch nur die Oberfläche. Aus diesem Grund ist die Ausbesserung mit Schleifpasten und einem harten Polierschwamm relativ unkompliziert.

Lackprobleme die am häufigsten auftreten
Lackprobleme die am häufigsten auftreten

Feinste Schleifspuren bzw. Hologramme

Hologramme sind das Ergebnis von feinsten Kratzern auf der Lackoberfläche, die in hoher Dichte auftreten. Besonders häufig ist dies nach dem Einsatz und falscher Handhabung einer Rotationsmaschine zu beobachten. Auch eine zu starke Schleifpaste sowie verschmutzte Polierpads führen häufig zu diesen Hologrammen. Sie lassen sich erst mithilfe einer sehr starken Lichtquelle aufdecken und ähneln aus optischer Sicht formlosen Wolken.

Es gibt spezielle Antihologrammpolituren bzw. Hochglanzpolituren, mit denen man Hologramme zu Leibe rücken kann. Wichtig ist hierbei die Verwendung eines sauberen und mittelweichen Polierschwamms.

Haarriss-Kratzer oder auch Waschstraßen-Kratzer

Haarriss-Kratzer werden auch als Swirls bezeichnet. Hierbei handelt es sich um feinste Kratzer, die jedoch deutlich schärfer und tiefer ausfallen als die vergleichsweise glatten Schürfspuren eines Hologramms. Verwendet man eine fokussierte Lichtquelle, dann erinnert die Ausprägung dieser Haarriss-Kratzer an kreisförmige Spinnweben. Sie sind häufig das Ergebnis von Besuchen in der Waschanlage, können aber auch die Folge von Handwäsche sein. Erwähnenswert ist, dass diese Swirls an sich keine Kreisform haben – hierbei handelt es sich nur um eine optische Täuschung.

Bestes Gegenmittel gegen Swirls sind Antihologrammpolituren bzw. Hochglanzpolituren, die man mit einem sauberen und mittelweichen Polierschwamm aufträgt. Abhängig von der Tiefe der Swirls, die sehr stark variieren kann, muss man bei größeren Exemplaren stärkere Polituren einsetzen.

Echte Kratzer im Autolack

Mit dem bloßen Auge deutlich erkennbare Kratzer sind die Folge von starken mechanischen Einwirkungen durch Fremdgegenstände gegen die Oberfläche des Lacks. Häufige Ursachen sind Kratzer durch den Autoschlüssel oder durch Fingernägel. Auch das Ablegen von scharfen oder harten Gegenständen auf dem Fahrzeug und eine unprofessionell durchgeführte Lackaufbereitung zählen zu den typischen Ursachen von echten Kratzern.

Vorweg muss man leider einräumen, dass sich nicht sämtliche Kratzer ganz so einfach herauspolieren lassen. Dies gilt besonders für Kratzer, die nah an den Basislack heranreichen. In diesem Fall ist Spot Repair zu empfehlen, das bei Schäden durch Steinschlag gewissermaßen zum Standardprogramm zählt. In anderen Fällen ist die Herangehensweise ganz gleich wie bei verwittertem Lack. Abhängig von der Kratzertiefe ist zu einem festen Polierschwamm zu greifen.

Der Lackzustand bei Gebrauchtwagen

Beim Kauf eines Gebrauchtwagens möchte man natürlich nicht über den Tisch gezogen werden. Der Zustand des Lacks verrät so einiges über die Vergangenheit des Gebrauchten. Selbst als Laie kann man prüfen, ob der Lack an allen Stellen des Fahrzeugs denselben Eindruck macht oder ob es Farbunterschiede an einigen Stellen gibt oder der Lack ungleichmäßig abgenutzt ist. Ein Nachlackieren in eigener Regie kann man unter Umständen an leichten Farbresten erkennen, beispielsweise an Gummis oder Fenstern.

Durch den Einsatz eines Magneten lässt sich erkennen, ob ein Bereich des Fahrzeugs gespachtelt und nachlackiert wurde. Der Magnet wird nur auf Blech und nicht auf der Spachtelmasse halten. Wenn man prüfen möchte, ob die Lackstärke derjenigen ab Werk entspricht, ist hingegen ein Profigerät unverzichtbar.

Lackzustand von Gebrauchtwagen
Lackzustand von Gebrauchtwagen

Mit Nachbesserungen nicht lange warten

Möchte man über Jahre hinweg Freude am Auto haben, sind Lackschäden schnellstmöglich zu beseitigen. Andernfalls dringt Feuchtigkeit in den Lack und das Fahrzeug-Innenleben ein, die sich bis zur Karosserie vorarbeiten kann. Wenn sie sich dort erst einmal ausgebreitet hat, kann dies teure Kosten verursachen und den Austausch ganzer Teile notwendig machen. Entsprechend sind die Kosten, die beim Auffrischen des Lacks sowie der Behebung der Schäden anfallen, relativ zu sehen. Durch regelmäßige Kontrollen lässt sich nach wie vor am besten erkennen, in welchen Bereichen es Schwachstellen am Wagen gibt, die man dringend beheben lassen sollte.

Die Aufbereitung von Autolack in sechs Schritten

Die Aufbereitung von Autolack geschieht in der Regel in sechs unterschiedlichen Schritten, die wir in diesem Abschnitt näher beleuchten wollen.

Schritt 1: Der Untergrund

Bei einer Lackreparatur oder beim Umlackieren entfernt man als erstes Rost und Lackreste. Anschließend reinigt und entfettet man die Karosserie sorgfältig. Wichtig ist, dass der Untergrund frei von Wachs, Öl und Schmutzpartikeln sein muss. Nun kann man die Karosserie schleifen. Dadurch entfernt man Lackreste und Rost und gewährleistet einen optimalen Verbund zum Untergrund. Zusätzlich ist dies notwendig, um Unebenheiten auszugleichen. Welche Körnung das Schleifpapier haben muss, hängt von der darauffolgenden Schicht ab.

Schritt 2: Schweißarbeiten

Sind umfangreiche Schweißarbeiten notwendig, ist die Stunde eines Primers mit Schweißzeugnis gekommen. Dieser ist beim Schweißen in Sachen auftretender Gase unbedenklich. Zudem verhindert er gefährliche Spritzer und ein Wegbrennen der umliegenden Schicht bei den Schweißarbeiten. Im Anschluss an die Schweißarbeiten und noch vor den Spachtelarbeiten sollte man diese Schicht wieder entfernen.

Schritt 3: Spachtel und Co.

Unebenheiten lassen sich mit Spachtelmasse ausfüllen und ausgleichen.

Schritt 4: Grundfüller

Mit einem Füller gewährleistet man einen ausreichenden Verbund der einzelnen Schichten und somit eine Beständigkeit des Lackaufbaus. Zusätzlich kann er kleinere Unebenheiten ausgleichen und für Steinschlagschutz sowie für einen glatten Untergrund sorgen. Letztlich lässt sich damit auch eine hochwertige Optik der Endlackierung erreichen.

Schritt 5: Basislack bzw. Decklack

Letztlich ist die Decklackierung die Schicht im Lackaufbau, die einem beim Betrachten des Fahrzeugs ins Auge fällt. Sie ist verantwortlich für Glanz, Farbe und Effekte. Sie wird als Einschichtsystem oder Zweischichtsystem aufgetragen. Um den richtigen Farbton zu erzielen, besteht eine Decklackierung aus verschiedenen farbtongebenden Schichten. Diese Schicht ist aber nicht nur für die Optik des Fahrzeugs verantwortlich, sondern dient auch als Schutz gegen äußere Umwelteinflüsse.

Schritt 6: Der Klarlack

Abschließend dient eine Klarlackschicht als Schutz vor äußeren Einflüssen, beispielsweise durch Wind und Wetter, aber auch durch Waschbürsten in der Waschanlage. Der Klarlack ist zusätzlich für den gewünschten Glanzgrad verantwortlich, der von hochglänzend bis edelmatt reichen kann.

Wie sind Lacke zusammengesetzt?

Grundlage moderner Lackprodukte bilden Kunstharze, die man auch als Bindemittel bezeichnet. Sie sind verantwortlich für die physikalischen Eigenschaften des Lacks, beispielsweise Haftung, Glanz oder Widerstandskraft gegen äußere Einflüsse.

Bei sämtlichen Kunststofflacken, beispielsweise Decklack oder Füller, mischt man die Kunstharze mit den gewünschten Eigenschaften zusammen und kombiniert sie mit weiteren Lackinhaltsstoffen.

Wie sind Lacke zusammengesetzt?
Wie sind Lacke zusammengesetzt?

Einschicht-, Zweischicht- oder Dreischichtlack?

Abhängig davon, wie viele Schichten Lack auf das Fahrzeug aufgetragen werden, kann man unterschiedliche Effekte erzielen. Zudem nimmt man damit Einfluss darauf, wie widerstandsfähig das Fahrzeugäußere gegenüber schädlichen Einflüssen aus der Umwelt ist.

Der Einschichtlack

  • Beim Einschichtlack erwirkt man eine Vernetzung des Harzes, indem man Verdünner und Härter hinzufügt. Mithilfe eines Dominoeffektes erzielt man hierdurch eine komplette Durchhärtung des Materials.
  • Einschichtlack erlaubt es lediglich, einfarbige Lacke herzustellen. Außergewöhnliche Farbtöne oder Metallic-Töne lassen sich bei Einschichtsystemen also nicht erreichen.
  • Heutzutage kommt Einschichtlack vor allem bei Nutzfahrzeugen sowie günstigen Bussen zum Einsatz.
  • Einschichtlacksysteme sollten verwendet werden, wenn man ein Fahrzeug möglichst günstig und schnell verkaufsfertig machen möchte, das jeweilige Fahrzeug bereits älter und kein teurer Oldtimer ist und man die Materialkosten so gering wie möglich halten möchte.

Der Zweischichtlack

  • Bei einem Zweischichtlack wird zunächst der Basislack aufgetragen. Dieser hinterlässt nach dem Ablüften eine matte Oberfläche. Wenn der Lack vollständig getrocknet ist, kann man einen Zwei-Komponenten-Klarlack auftragen, was zu einer glänzenden Optik des Lacks führt.
  • Oberflächen, auf denen Zweischichtlack aufgetragen wurde, lassen sich deutlich leichter polieren als Oberflächen, die mit einer Einschichtlackierung versehen wurden. Auch nach Jahren lassen sich bei Zweischichtlack keine Polierspuren erkennen.
  • Mit dem Zweischichtsystem lassen sich sowohl Metallic- als auch einfache Farbtöne herstellen.
  • Der Einsatz von Zweischichtlacksystemen ist dann zu empfehlen, wenn man einen satten Tiefenglanz und eine qualitativ hochstehende Lackierung mit schönem Lackstand erzielen möchte.
  • Zweischichtlacksysteme sind auch dann sinnvoll, wenn man Schrammen oder Kratzer am Fahrzeug ganz einfach verschwinden lassen möchte.

Der Dreischichtlack

  • Verwendet man eine Dreischichtlackierung, kann man changierende Farbtöne, beispielsweise Perlmutt, erstellen.
  • Beim Dreischichtlacksystem wird zunächst der Grundlack aufgetragen. Dieser Basislack hat jedoch noch keine schützende Wirkung für den Untergrund und nach dem Ablüften ist eine matte Oberfläche zunächst das Ergebnis. Nun trägt man eine zweite Basislackschicht auf, die ebenfalls eine glanzlose Fläche zur Folge hat. Wenn auch diese zweite Schicht getrocknet ist, kommt ein Zwei-Komponenten-Klarlack zum Einsatz, der letztlich ein glänzendes Erscheinungsbild des Lacks zur Folge hat.
  • Dreischichtlacksysteme sind dann zu empfehlen, wenn man ein individuell lackiertes Auto haben möchte, das über extremen Tiefenglanz mit Effekten verfügt.
  • Ähnlich wie Zweischichtlacksysteme sind auch Dreischichtlacksysteme zu empfehlen, um Schrammen oder Kratzer ganz einfach verschwinden zu lassen.