


Von der Lackiererei zur EV-Klinik: Ein Tesla-Abenteuer
Ich stehe oft in unserer Werkstatt, um Unfallwagen wieder in Topform zu bringen. Doch manchmal führt uns ein Projekt weit über die Grenzen der Lackiererei hinaus. So geschehen bei einem Tesla Model S85, der nicht nur eine Unfallreparatur, sondern auch ein spannendes Akku-Upgrade auf einen 100er Akku bekommen sollte. „Wir haben gedacht, wir fahren mit diesem Auto hierher, um das Auto upgraden zu lassen“, erzähle ich im Video. Doch der Weg war holprig – auf halber Strecke blieben wir liegen! Trotzdem haben wir es zur EV-Klinik geschafft, um mit Otto Bären, einem Experten für Elektrofahrzeuge, über dieses Upgrade zu sprechen. Hier teile ich unsere Erkenntnisse und Erlebnisse mit euch.
Warum ein Akku-Upgrade? Die Herausforderungen des S85
Viele Tesla S85-Fahrer kennen das Problem: „Supercharger free, aber die Reichweite und die Ladeleistung lässt sehr zu wünschen übrig“, wie es in der Videobeschreibung heißt. Gerade bei älteren S85-Batterien fällt die Ladeleistung bei einem Ladezustand von 50 % am Supercharger oft auf magere 50 kW oder weniger. „Dann geht’s wirklich rapide runter“, erklärt Otto. Dazu kommt, dass die Batterie bei hohem Leistungsabruf schnell in die Knie geht, was sich in den gefürchteten gelb gestrichelten Linien auf dem Display zeigt. Ein Upgrade auf einen 90er oder 100er Akku verspricht hier Abhilfe – mehr Reichweite, bessere Ladeleistung und eine stabilere Performance. Aber ist das so einfach, wie es klingt?
Wie läuft ein Akku-Upgrade technisch ab?
Der Umbau selbst ist erstaunlich unkompliziert, zumindest mechanisch. „Der rein mechanische Umbau ist wirklich sehr einfach“, sagt Otto. Tesla hat das Model S so konzipiert, dass die Batterie dank Schnellkupplungen in wenigen Minuten aus- und eingebaut werden kann. Es scheint, als hätten die Ingenieure damals schon an ein Batteriewechselsystem gedacht. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Software:
- Einprogrammierung der Batterie: Die neue Batterie muss softwareseitig konfiguriert werden, damit das Fahrzeug sie erkennt.
- Anpassung der Modellbezeichnung: Nach dem Umbau ändert sich die Bezeichnung im Fahrzeug und in der App, z. B. von S85 zu S100.
- Fahrgestellnummer bleibt entscheidend: Der Supercharger-free-Status bleibt erhalten, da er an die Fahrgestellnummer gebunden ist.
Die Einprogrammierung nimmt etwas Zeit in Anspruch, aber mit der richtigen Expertise ist das kein Problem. Und keine Sorge: Auch bei einem Upgrade auf einen 100er Akku bleibt der kostenlose Supercharger-Zugang erhalten!
Was bringt der 100er Akku wirklich?
Ein Upgrade auf den 100er Akku lohnt sich vor allem wegen der verbesserten Ladeleistung und Reichweite. „Beim 100ter haben wir auch bei 50 % Ladezustand noch über 100 kW“, erklärt Otto. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu den 50 kW eines alten S85. Dazu kommt, dass der 100er Akku mehr Zellen parallel schaltet, was die Leistung stabiler macht. „Wir könnten länger Dauerleistung fahren“, fügt Otto hinzu. Auch wenn die Motorleistung nicht steigt, fühlt sich das Auto spritziger an, weil die Batterie weniger schnell limitiert. Ein weiterer Vorteil: Die Reichweite wächst deutlich, was gerade für Langstreckenfahrer ein Gamechanger ist.
Müssen präventive Maßnahmen ergriffen werden?
Ältere Akkus, auch die 100er, können mit der Zeit Probleme bekommen, etwa durch Feuchtigkeit oder alternde Gummiventile. „Wir weisen die Kunden darauf hin, dass diese Gefahr besteht“, sagt Otto. Besonders bei den älteren S85-Batterien sind defekte Ventile ein bekanntes Thema, aber auch die 100er Akkus altern. Um die Lebensdauer zu verlängern, empfiehlt die EV-Klinik präventive Maßnahmen, wie:
- Installation neuer Umbrella-Ventile: Diese schützen besser vor Feuchtigkeit.
- Abdichtung des Akkus: Ein geöffneter Akku kann gründlich abgedichtet werden, um Schäden zu vermeiden.
Da der Akku für das Upgrade ohnehin ausgebaut wird, bietet sich die Gelegenheit, solche Maßnahmen direkt durchzuführen. „Schaden tut’s auf jeden Fall nicht“, betont Otto.
Häufige Fragen: MCU2, Herkunft des Akkus und mehr
Im Gespräch mit Otto kamen viele Fragen auf, die auch unsere Kunden oft stellen. Hier die wichtigsten Antworten:
- Funktioniert das Upgrade mit einer MCU2? Ja, es ist möglich, auch wenn der Weg softwareseitig anders ist als bei einer MCU1. In seltenen Fällen kann die Programmierung die nutzbare Kapazität limitieren, aber das lässt sich korrigieren.
- Woher kommt der Akku? „Für den Akku ist es egal, wo er herkommt“, sagt Otto. Ob aus den USA, China oder Europa – entscheidend ist, dass die Fahrgestellnummer korrekt konfiguriert ist.
- Muss der Umbau eingetragen werden? Ja, da der 100er Akku mehr Zellen und damit mehr Gewicht hat, muss der Umbau eingetragen werden, da es sich technisch um ein anderes Fahrzeug handelt.
- Wie lange hält die Batterie? Selbst bei hohen Laufleistungen von 300.000 bis 400.000 km bleibt die Kapazität stabil. „Das bildet ein Plateau und hält sich sehr sehr lange“, erklärt Otto.
Diese Fragen zeigen, wie wichtig eine gute Beratung ist. Bei der Jürs GmbH und der EV-Klinik nehmen wir uns die Zeit, alle Details mit unseren Kunden zu besprechen.